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Tango Kolumne
Liebe oder Tango...?!

 

EINBLICKE IN DIE TANGOSZENE: Teil 14 DER REIHE VON LEA MARTIN

Tangokolumne Liebe oder Tango von Lea Martin aus Berlin

Tango ist eine Sprache. Und der Impuls Tango zu lernen vergleichbar mit dem Impuls, ein Instrument oder eine Sprache zu lernen. Wer eine Sprache lernt, kann neu kommunizieren. Der feine Unterschied ist die Nähe, die beim Tango entsteht. Eine sinnliche, erotische Nähe. Bereits die Sehnsucht danach ist verdächtig. "Du willst Tango tanzen..?! Wieso..?!" Bei PartnerInnen, die die Sehn- sucht nicht teilen, löst sie Befremden, wenn nicht Eifersucht aus. "Ich will nicht, dass du mit fremden Männern, fremden Frauen...!" Und die reflexhafte Antwort, es handele sich doch nur um einen Tanz, sorgt selten für Beruhigung.

Manche Beziehung wird vom Tango zerstört. Oder sollte man sagen: Der Tango offenbart ihre Fragilität..?! Wer sich nach Tango sehnt, vermisst etwas, das für die Romantiker/innen unter uns zur Liebe gehört: Sinnlichkeit, Erotik, die Kunst geheimnisvoller Verführung. "Wir können ja einen Standardkurs machen", wird als Alternative von Partnern vorgeschlagen, mit denen man noch nicht mal in der Disco harmoniert. Eine Bekannte setzt den Tango als Therapeutikum ein und schleift ihren Mann auf‘s Parkett, um ihn zu lehren, doch auch mal energisch zu sein und zu führen. Das Experiment geht nach hinten los: Er trennt sich von ihr. Die also Verlassene berichtet staunend von Paaren, die einander großzügig "Tango mit Dritten" einräumen: als Ausdruck von Vertrau- en und zur Hebung des eigenen Selbstwertgefühls.

Wer auf Tango verzichtet, weil der Partner dagegen ist, erntet hochgezogene Augenbrauen. Emanzipierte Frauen (und Männer) lassen sich Tango nicht verbieten. Liebe oder Tango..? Das ist keine TV-Show, sondern eine Frage, die die Temperatur zwischen Paaren zum Sieden bringen kann. Denn Eifersucht, so irritierend sie wirkt, signalisiert eine verständliche Angst: den anderen zu verlieren. Die Chance, sich in eine/n Tangopartner/in zu verlieben ist durchaus real. Mancher Mann klebt daher wie ein Wachhund an seiner Partnerin und spricht deren Tanzpartner auch schon mal darauf an, wem das Revier gehört, in dem dieser seine Verzierungen dreht. Natürlich ist nicht der Tango selbst daran schuld, wenn eine Beziehung zerbricht. Sondern er wird dann zum Symbol. Für ein Lieben, das nicht besitzen will, und eine Intimität, die befreit. 

 

 

"Liebe oder Tango...?!" aus „Tango Dreams“

 

Alle Rechte (Text) bei Lea Martin, Berlin 2015
Foto: tangokultur.info

 

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