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Tango Kolumne
Tango Berlin Hilft

 

EINBLICKE IN DIE TANGOSZENE: Teil 46 DER REIHE VON LEA MARTIN

Tangokolumne: Tango Berlin hilft Flüchtlinge

Als ihre Heimat in Schutt und Asche fiel, zeigte Deutschland syrischen Flüchtlingen im Jahr 2015 ein Herz. Die spontane Hilfsbereitschaft, die auch durch Berlin wehte, machte vor der Tangoszene nicht Halt. Die Tangoschule Nou und das Tangoloft öffneten ihre Türen, um nachts Lagerstätten für Flüchtlinge anzubieten, die tagelang vor dem völlig überforderten Lageso (Landesamt für Gesundheit und Soziales) in Moabit kampierten. Tangoschüler/ innen tanzten anschließend über ein Parkett, das noch von den Verlusten, der Erschöpfung und den Hoffnungen erzählte, die jede Fluchtbewegung begleitet. Natürlich - sonst wären wir nicht in Deutschland - entstand aus der spontanen Hilfsaktion ein Verein. Mit Satzung. Kassenwart. Und Facebook-Auftritt.

 

Zwei Jahre später betreibt der Verein ein Kulturcafé für Flüchtlinge, organisiert Picknicks und Freizeitaktivitäten. Am 18.11.2017 fand eine Benefiz-Milonga statt. Um Flüchtlinge willkommen zu heißen, lassen sich die Berliner/innen etwas einfallen. In der Chorszene hat sich ein Begegnungs-Chor gegründet, in den nur aufgenommen wird, wer einen Flüchtling mitbringt. Wer ein guter Mensch sein will, betreut einen Flüchtling. Oder besser noch: eine ganzen Flüchtlingsfamilie. Werden Flüchtlinge eine Art neues Statsussymbol?„Wir sind nicht eure Kuscheltiere“, schrieb der israelisch-arabische Psychologe und Autor Ahmad Mansour in einem Essay über das Verhältnis zwischen Linken und Muslimen. Im April 2015 gründete er das Muslimische Forum Deutschland, das für einen humanistischen Islam streitet. Im selben Jahr starb die marokkanische Soziologin und Feministin Fatima Mernissi, die für einen Bruch mit dem „mittelalterlichen Staat, der das Göttliche benutzt, um die Willkür zu legitimieren“ und einen aufgeklärten Islam warb. Aus der Tandem-Idee entstand auch der Verein academic experience Worldwide e.V., der einen Erfahrungsaustausch zwischen Studierenden unterschiedlicher Herkunft zum Ziel hat. Wenn ein Ingenieur aus Syrien seine Ideen und Erfahrungen mit deutschen Studenten teilt, findet ein Dialog zwischen Menschen statt, die durch Talente, Qualifikationen und Ziele verbunden werden. Das hat einiges mit Tango gemein. Wichtig ist nicht, woher Menschen kommen, sondern wohin sie wollen. Tango Berlin Hilft führt vor Augen, was am Anfang jeder Verständigung steht: die Offenheit, den anderen zu spüren. Von dieser gegenseitigen Offenheit lebt nicht nur der Tango, sondern die Zukunft der Welt. 

 

 

"Tango Berlin Hilft" aus „Tango Dreams“

 

Alle Rechte (Text) bei Lea Martin, Berlin 2017
Foto: tangokultur.info

 

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