Kolumne
Tango im Herzen
EINBLICKE IN DIE TANGOSZENE: TEIL 6 DER REIHE "IN LOVE WITH TANGO" VON LEA MARTIN
Eine Pause ist ein ganz besonderer Raum. In ihm treffen Vorfreude und Erinnerung aufeinander. Die Pause ist es, die in der Musik, der Lyrik und im Tango einen Sehnsuchtsbogen erzeugt, der uns unter die Haut geht. Die Pau- se macht deutlich, dass zu den Tönen die Stille, zu den Worten das Schweigen und zum Tanzen nicht nur der Körper, sondern auch die Seele gehört.
Ausgerechnet der Profitänzer Emiliano Alcarez, dessen fulminante Auftritte berühren, weil er eins zu sein scheint mit dem Tango, sagt im Interview der Reihe »Tango in my Heart«, dass er mit der Corona-bedingten Tangopause gut klar komme. »I am enjoying tango without dancing.« Ich genieße Tango ohne zu tanzen. Diese Worte sprechen mir aus dem Herzen.
In der Zwangspause wird mir bewusst, wie sehr ich Tango liebe und wie unabhängig meine Liebe davon ist, ob ich tanzen kann oder nicht. Sie ist in meinem Herzen, das es nicht über sich bringt, an Online-Kursen teilzunehmen. Das ist, für mich, ähnlich wie Skypen. Wenn ich mit Menschen skype, die ich liebe, werde ich so traurig, dass ich lieber darauf verzichte. Mir fehlt, die Aura der anderen zu spüren, ihre Schwingungen, Energie. Während der Tangopause entdecke ich Tango auf dem Klavier. Ich entdeckte die wunder- bare Musik und ihre SängerInnen, auch in Berlin. Und ich freue mich über die schöne Verbindung mit Laura Knight, unseren gemeinsamen Impuls, die Tangoszene in ihrer Schönheit zu zeigen, gerade jetzt, wo sie im Dornröschenschlaf liegt. Die Profis und die Amateure sind verbunden durch eine tiefe und lebendige Liebe, die blüht, gerade jetzt.
Fehlen mir die Milongas? Sie fehlen mir auf eine ähnliche Art, wie mir meine erwachsenen Kinder fehlen, seit sie nicht mehr bei mir wohnen. Ich bin glücklich, dass es ihnen gut geht, und unterstütze sie, wenn es nötig ist. Laura und ich schreiben »Tango in my Heart«, weil wir einen Beitrag leisten wollen, dass die Berliner Tangoszene in ihrer wunderbaren Vielfalt die Corona-Krise gut übersteht. Unsere Interview-Portraits spannen sich wie ein Sehnsuchtsbogen von der letzten Milonga, die wir erlebt haben, bis zur ersten, die wieder stattfinden wird, und unterstützen die Spendenaufrufe der Tango-Profis. Die erste Spendenrunde ist auf eine große Welle der Unterstützung gestoßen. Je nachdem, wie lange die Schließungen dauern, werden weitere Spenden notwendig sein. Als kleines Dankeschön an alle SpenderInnen habe ich 100 Exemplare meines neuen Buches »Sind Tangotänzer die besseren Liebhaber?« dem Mala Junta geschenkt, dessen Inhaberin Judith Preuss den Reigen unserer Interviews eröffnet hat. Das Buch enthält elf Erzählungen, ca. 242 Seiten und wird für 13 € voraussichtlich Anfang Juni 2020 erhältlich sein. Wer ein Dankeschön-Exemplar erhalten möchten, überweist bitte 13 € + 1,50 € Versandkosten direkt an das Mala Junta. Die Bankverbindung ist: Mala Junta, Judith Preuss, IBAN: DE068 6010 0900 6026 65907, Verwendungszweck: »Sind Tangotänzer die besseren Liebhaber?« (Corona- Spende) + unbedingt Adresse angeben.
„Tango im Herzen“ aus "In Love With Tango"
Alle Rechte (Text) bei Lea Martin, Berlin 2020
Foto: Aus dem Archiv von tango-argentino-online.com
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