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Tango Kolumne
Tango in Brandenburg

 

EINBLICKE IN DIE TANGOSZENE: Teil 56 DER REIHE VON LEA MARTIN

Tango-Kolumne: Tango in Brandenburg

Berlin ist groß. Und Brandenburg größer. Sogar die Sonne, rot und leuchtend hinter den Windrädern, kommt mir irgendwie größer vor. Ich fahre und fahre und fahre. Die 50, 60, 70 Kilometer ziehen sich durch endlose Felder, kleine Dörfer mit skurrilen Namen. Kaum vorstellbar, dass hier irgendwo Tango sein soll. Da heißt es die Nerven behalten und dem Navi vertrauen.

 

Wenn dann der richtige Ortsname auftaucht, das erste Licht zu sehen ist, Tangotöne erklingen, können die Berliner/innen erleben, welche weite Kreise Tango zieht, bis in die Provinz. Nicht nur in Potsdam, wo eine quirlige Tangogemeinde für zuverlässig lohnenswerte Veranstaltungen sorgt, sondern auch in vielen anderen kleinen Ortschaften rings um Berlin verwandeln sich Landhäuser, ehemalige Schafställe und Schlösser zu malerischen Ausflugszielen für Tangobegeisterte. Ich parke neben einem Wohnmobil und atme tief durch. Die Ruhe dieses Ortes, die Weite des Himmels wird von der sehnsuchtsvollen Tan- go-Melodie bedeutungsvoll unterlegt. Auf der Terrasse sitzen Gäste unter sternenklarem Himmel bei leisem Plausch. Neuankömmlinge werden freundlich begrüßt. Die Atmosphäre ist familiärer als auf Milongas in Berlin. „Kommen Sie herein, hier sind Sie richtig.“ Im Café Monet in Ribbeck vereint das Ehepaar Claudia und Thomas Jung leckeres Essen und Malkurse mit Tango-Wochenenden. An einer langen Tafel feiern tangobegeisterter Berliner/innen einen Geburtstag. Überall freundliche Malereien. Für 15 Euro kann man einen Druck als Souvenir mitnehmen. Mit Provinztango sorgen Sabine und Torsten Mailand rund um Neuruppin für Tangozauber in Brandenburg. Unter ihrer Regie öffnet nicht nur das romantische Schloss Vichel seine Pforten für Tango. Sondern auch Neustrelitz. Lindau, Neuruppin und Oranienburg werden vom Tangofieber ergriffen.

 

Mit besonderer Leidenschaft bringt Şeyin Arpetin von Tango Oceano seinen Traum von Tango Argentino nach Hennigsdorf, Nauen, Schwante, Falkensee. Als mobiler Tango-Service bietet er in Familienzentren und Bürgerhäusern Kurse für alle an, denen Berlin zu weit weg ist. Für Berliner/innen, die gewohnt sind, Tango direkt vor der Haustür zu haben, mag zunächst wenig einladend sein 50, 60 oder gar 80 Kilometer für eine Milonga zurückzulegen, doch die herzliche Atmosphäre und die weiten Tanzflächen lassen - neben leckeren Mitbring-Buffets - die lange Anreise vergessen. Wer glaubt, in Berlin bereits alles gesehen zu haben, darf gespannt darauf sein, dass in Brandenburg ein reiz- voller Tango-Geheimtipp nach dem anderen entsteht. 

 

 

"Tango in Brandenburg" aus „Tango Dreams“

 

Alle Rechte (Text) bei Lea Martin, Berlin 2018
Foto: tangokultur.info

 

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