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Tango Kolumne
Welche/r Lehrer/in
passt zu mir

 

EINBLICKE IN DIE TANGOSZENE: Teil 11 DER REIHE VON LEA MARTIN

Kolumne zu Tangolehrer in Berlin

Es ist wie in der Schule. Die besten Mathematiker sind nicht unbedingt die besten Lehrer. Auch der Tango-Unterricht ist also höchst unterschiedlich.

 

Da gibt es die Selbstdarsteller/innen, die ihren Unterricht wie eine Unterhaltungsshow inszenieren und gern im Rampenlicht stehen. Je größer das Publikum, desto mehr blühen sie auf. Die anderen, deutlich zurückhaltender, genießen vor allem, wenn ihre Schüler/innen etwas lernen. Sie kommen auf dich zu, holen dich ab, legen ihre Hände um deine Hüften und drehen dich so lange, bis auch der widerspenstigste Körper die besondere Tangohaltung begreift. Manche/r Lehrer/in schlendert entspannt durch den Raum. Andere treibt ihr pädagogischer Ehrgeiz sogar in die Hocke, um dem (störrischen) Bein eines Schülers mit einem Handgriff das perfekte Aufsetzen des Fußes beizubringen.

 

Die meisten Lehrer/innen haben von allem etwas. Sich erfolgreich auf ihren Unterricht einlassen zu können setzt voraus, sich selbst bzw. das eigene Lernverhalten zu kennen. Die einen verstehen durch Theorie, die anderen nur durch persönliche Führung. Manche Tangolehrlinge nehmen Privatstunden allerdings vielleicht auch, um das Manko überfüllter Klassen zu kompensieren. Je größer die Gruppe, desto kleiner die „Gefahr“ direkten Kontakts mit dem Unterrichtsteam. Gruppen vermitteln zudem das wohltuende Gefühl, nicht die einzige zu sein, die sich immer wieder so fühlt, als werde das nie was, mit dem Tango und ihr. Beim Tango werden wir noch mal (sehr) jung. Wir schwärmen für bestimmte Lehrer/innen, andere lehnen wir heftig ab. Wir vergleichen Klassen, Schulen, Unterrichtsmethoden und bekommen heftige Adrenalinstöße, wenn wir gelobt oder kritisiert werden (obwohl wir eigentlich denken, der Partner sei schuld).

 

Ich mag, wenn ich mir Zeit lassen kann, um einen Bewegungsablauf zu verstehen, und Kritik nicht mit der Keule ausgeteilt wird. Positive Verstärkung als Lehrmethode ist nicht nur bei Hunden, sondern auch bei mir erfolgreich. Für mich bieten daher kleine Gruppen mit Lehrer/innen, die mir vertraut sind, das beste Lernklima. Ich freue mich, am Ende einer Stunde nicht nur zu wissen, was ich nicht kann, sondern das Gefühl mit nach Haus nehmen zu dürfen, kein völlig hoffnungsloser Fall zu sein. Mir sind daher Lehrer/innen am liebsten, die sich daran erinnern können, selbst einmal Schüler/in gewesen zu sein. 

 

 

"Welche/r Lehrer/in passt zu mir?" aus „Tango Dreams“

 

Alle Rechte (Text) bei Lea Martin, Berlin 2015
Foto: tangokultur.info

 

Linktipp: >>Tangoschulen in Berlin

 

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