Tanz in die Zukunft: Teil 2
In unserer Reihe "Tanz in die Zukunft" stellen wir Tango-Professionals und ihre Pläne für die Zukunft vor. Wie sind sie durch die Krise gekommen? Was planen sie für den Re-Start und die Zeit danach? Wolfgang Sandt und Annette Greifenhagen berichten über La Rogaia Tangoholidays:
Sehnsucht nach Gemeinsamkeit
Die böse Überraschung
Anfang 2020 hatten wir noch die Hoffnung, dass Corona schon nicht so schlimm werden würde. Immerhin gab es ja bereits mit den Sars- und Mers-Epidemien Coronavirus-Vorläufer, die auf unser Leben keinen für uns erkennbaren Einfluss hatten.
Es wurde dann aber nach und nach klarer, dass das neue Coronavirus uns länger in Atem halten würde. Wir mussten einen nach dem anderen Kurs von April bis Juni absagen oder verschieben, was nicht nur den Tango sondern auch unsere Koch- und Malkurse betraf. Die fehlende Planungssicherheit, nicht zu wissen, wann und wie wir weitermachen konnten, war und ist natürlich eine quälende Situation.
Etwas zu planen, ohne zu wissen, ob es am Ende funktionieren wird. Damit muss man leben, das ist das tägliche Brot, wenn man einen Betrieb hat.
Aber nicht zu wissen, ob das, was man geplant und mit viel Arbeit und Herzblut vorbereitet hat, überhaupt möglich sein wird, ob man nicht alles im letzten Augenblick absagen muss, weil Gesetze oder gesunder Menschenverstand und Verantwortungsbewusstsein es gebieten, ist schwer. Das bereitet Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte.
Wie geht man damit um, wenn man einen Kurs oder die Buchung einer Ferienwohnung aufgrund von Reisewarnungen oder Reiseverboten absagen muss? Wie zahlt man Geld zurück, das man nicht hat, weil fast alle Einnahmen schlagartig weggebrochen sind? Was sagen wir unseren Gästen, wie werden diese das aufnehmen?
Ein wenig Hoffnung und Glücksmomente trotz Corona
Dann kamen die Rückmeldungen, die uns in dieser schwierigen Situation wieder Hoffnung gaben. Alle unsere Gäste hatten Verständnis für unsere schwierige Situation. Viele boten uns ihre Hilfe an. Gemeinsam mit ihnen und den Kursleitern versuchten wir Lösungen zu finden, verschoben im Frühjahr ausgefallene Kurse auf den Herbst oder gleich auf 2021 in der Hoffnung, dass sich die Situation bessern und Reisen zumindest mit Auflagen und Vorsichtsmaßnahmen wieder möglich sein würde.
Den Sommer überbrückten wir einigermaßen mit Vermietung von Ferienwohnungen an italienische Gäste und starteten dann Anfang September, nachdem dies wieder möglich war, mit unserem Kursprogramm. Natürlich hatten wir uns ein ziemlich aufwendiges Sicherheits- und Hygienekonzept ausgedacht, um unsere Gäste, unsere Mitarbeiter und uns bestmöglich zu schützen.
Anfangs wussten wir natürlich nicht, ob das alles reibungslos klappen würde und hatten Sorge, dass uns Corona wieder einen Strich durch die Rechnung machen würde. Letztlich funktionierte aber alles bestens, und wir können definitiv sagen, dass es den Aufwand wert war. Denn ohne Tango ist uns nur noch bewusster geworden, was uns am Tangotanzen wichtig ist: die Gemeinsamkeit (dazu auch unser >>Blogbeitrag.
Für unsere Gäste und uns selbst war es beglückend (klingt etwas altmodisch aber das trifft es ziemlich gut), nach Monaten ohne Tango endlich wieder tanzen zu können, ein kleines Stück weitgehend unbeschwerter Normalität in der Sicherheit unseres abgeschiedenen Hauses genießen zu können.
Wie geht es weiter mit La Rogaia?
Unser Programm für 2021 steht weitgehend und ist auf unserer Webseite zu finden.
Unser Programm wird dieses Jahr später als sonst, nämlich erst Anfang Mai beginnen, in der Hoffnung, dass durch die Impfungen das Virus ausreichend in Schach gehalten wird.
Zunächst müssen wir all die vollen oder gut gefüllten Kurse von 2020 abarbeiten, die wir schweren Herzens absagen und auf 2021 verschieben mussten. Solange Covid 19 noch nicht unter Kontrolle ist, planen wir alle Kurse mit den entsprechenden Sicherheits- und Hygienemaßnahmen, wie wir das bereits erfolgreich bei den Kursen im September und Oktober 2020 getan haben.
Natürlich hoffen wir, dass unser aller Leben sich schneller normalisiert, aber die Erfahrung des letzten Jahres zeigt, dass es im Moment noch schwierig ist, bereits langfristige Pläne zu machen. Wir planen also so gut wie es eben geht, hoffen darauf dass die Impfung schnell voran geht, und dadurch die Ansteckungsgefahr so weit reduziert wird, dass einigermaßen unbeschwertes Reisen wieder möglich wird.
Ein ganz persönlicher Traum, der leider Corona zum Opfer gefallen ist
Eigentlich wollten wir gerade jetzt, Anfang des Jahres, in Buenos Aires sein, ein Traum den wir uns schon lange erfüllen wollten. Dieser Traum ist leider (vorerst) dem Virus zum Opfer gefallen. Buenos Aires ist stark vom neuen Coronavirus betroffen und es ist im Moment nicht absehbar, wann wir dorthin fahren können. Wir sind aber zuversichtlich, dass dies in absehbarer Zeit wieder möglich sein wird.
Trotz allem sind wir dankbar
Wir sind dankbar dafür, dass unsere Familie noch gesund ist, dass unsere Gäste so loyal, verständnisvoll und hilfsbereit waren. Das ist in unseren Augen in der derzeitigen Situation, die allen das Leben schwer macht, keine Selbstverständlichkeit.
Dankbar sind wir auch dafür, dass es der Menschheit in einem nie dagewesenen Kraftakt gelang, innerhalb Rekordzeit Impfstoffe und Medikamente gegen das Virus zu entwickeln. Das zeigt uns, wozu wir Menschen in der Lage sind, wenn alle an einem Strang ziehen und gibt uns Hoffnung auch für die Lösung anderer Probleme.
Und nicht zuletzt sind wir auch dankbar dafür, dass wir das Privileg genießen dürfen, an einem Ort inmitten der Natur zu leben, wo auch ein Lockdown, trotz aller Schwierigkeiten, leichter zu ertragen ist. Ein Ort, den wir gerne mit unseren Gästen teilen, sobald das wieder möglich ist.
Wolfgang Sandt und Annette Greifenhagen,
La Rogaia Tangoholidays, im Januar 2021
Foto: AS / Villa La Rogaia / Tangokurs mit Angela Sallat und Andreas Küttner
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